Zum Tod von Ferdinand Samson
chw TÖNNISHÄUSCHEN Der grüne Marmor hinterm Zapfhahn, die Eichentische, der Blick aus dem Fenster auf den Hof Hanskötter. Alles war ihm sehr vertraut. Jede Ecke, jeden Winkel dieses Hauses kannte er genau. Als Ferdinand Samson am 12. April 2021 sein Elternhaus nach mehr als 40 Jahren wiederbetrat, war ihm trotz der defekten Heizung sichtlich warm ums Herz. Sechs Monate später, am 22. Oktober, hörte dieses Herz für immer auf zu schlagen.
Der Tod von Ferdinand Samson, den fast jeder nur Ferdi nannte, hat weit über Tönnishäuschen hinaus Trauer ausgelöst. Mit ihm verliert die Kapellengemeinde eines ihrer prägendsten Gesichter, denn der Gast- und Landwirt, der „ganz nebenbei“ noch eine Post- und Deckstation unter seinem Dach betrieb, war eine echte Institution in der Umgebung. Wenn es Neuigkeiten oder Unklarheiten gab, dann hieß es immer: „Ferdi fragen“. Bei Hochzeiten, Jagdgesellschaften oder Schützenfesten war er nicht nur als Dienstleister dabei, sondern fester Programmbestandteil wie ein Vereins- oder Familienmitglied.
Erster Samson-Wirt am Ort für 1792 belegt
Als Ferdinand Samson am 21. Juni 1933 zur Welt kam, war seine Familie bereits über Generationen mit Tönnishäuschen verbunden. Erster Wirt dieses Namens war im Jahr 1792 Anton Samson. Er stammte aus Enniger vom dortigen Gasthof „Zum Lamm“. Seine Frau war eine Förstertochter; Sohn Bernhard wurde Brandweinbrenner. Nachfahre Ferdinand Samson stieg schon als junger Mann erfolgreich in die Fußstapfen seines Vaters Fritz. Nach der Hochzeit mit seiner Regine wurde die Schänke weiter zum Ausflugslokal ausgebaut. Ihre günstige Lage direkt an der Straßenkreuzung hatte den Betrieb immer beflügelt. Als der Schnittpunkt 1963/64 verlegt wurde, verfügte das Haus über einen solch guten Ruf, dass der Zustrom dennoch nicht abriss. Die ernsthaft verfolgten Pläne, es von der Eigentümerfamilie zu erwerben, ließen sich jedoch im den 1970er Jahren nicht umsetzen. Schweren Herzens gaben die Betreiber 1979 die Schlüssel auf Haus Vorhelm ab.
Doch Samsons blieben Tönnishäuschen treu, lebten viele Jahre noch in ihrem Haus am Eichenhain, bevor sie nach Everswinkel zogen, wo Tochter Huberta ebenfalls erfolgreich das Haus Bisping betrieb. Dort war Ferdi Samson auch in späteren Jahren noch häufig hinterm Tresen anzutreffen.
Der Name Samson ist jedoch bis heute fest mit dem historischen Gebäudeensemble in Tönnishäuschen verbunden und lebt im Förderverein „Kulturgut Samon“, der die Schänke vor dem weiteren Verfall bewahrte und letztlich erwarb, weiter. Als es Ferdinand Samson gemeinsam mit seiner Frau Regine sowie Tochter Huberta und Enkel Florian ein letztes Mal besuchte und zum Ehrenmitglied ernannt wurde, war er nicht mehr Gastgeber, sondern Gast. Und zwar ein zufriedener.
Christian Wolff