Ihre Inspiration ist das Leben
Ernste, traurige Erlebnisse können Menschen verzweifeln lassen. Oder inspirieren. Bei Ursula Halbe waren sie immer Motor fürs Schreiben. Bei ihrer Lesung im „Kulturgut Samson“ bewies die Autorin aber auch, wie humorvoll sie mit dem Alltag umgehen kann. Dazu gab’s handgemachte Musik.
Schreiben ist oft die beste Therapie. Es hilft, gute wie schlechte Erfahrungen zu verarbeiten, sich selbst und andere zu reflektieren. Für Ursula Halbe ist es auch „Seelenbefreiung“, wie sie sagt. Und durchaus auch Anstoß für andere, neue Sichtweisen über den Alltag und das Leben zu erlangen.
Geboren mitten im Krieg
Am Sonntag war die Autorin, die 1941 – mitten in den Wirren des Zweiten Weltkriegs – das Licht der Welt erblickte, zu Gast in Tönnishäuschen. Gemeinsam mit dem „CB Acoustic Collective“, bestehend aus Christine Ludwig (Gesang) und Bodo Sierau (Gesang und Gitarre), gestaltete sie eine musikalische Lesung im „Kulturgut Samson“. Titel: „Ich nehme mir die Freiheit, glücklich zu sein“.
Schon als Kind habe sie begonnen, Erlebtes in Worte zu fassen, beschrieb Ursula Halbe. Später habe sie gemeinsam mit ihrem Mann „Das Halbe Buch“ verfasst. Doch Anfang 2019 sei er an einer Krebserkrankung verstorben, was sie emotional sehr belastet habe. „Alles, was ich danach verfasst habe, half mir, das Ganze zu verarbeiten“, sagte sie. Halbe las ebenfalls aus ihrem Werk „Schmetterlinge weinen heimlich“. Ihr Repertoire ist tiefgreifend, geht zu Herzen und endet manchmal auch in Satire.
Ohne technischen Schnickschnack
Zwischen den teils humorvollen und heiteren Anekdoten aus dem „normalen Leben“ erklangen Songs von Neil Young, John Lennon, J.J. Cale und Dolly Parton – handgemacht und ohne technischen Schnickschnack. Ausgefallene Interpretationen bekannter Klassiker sind die Spezialität des Akustiktrios, zu dem eigentlich auch Keyboarder Wolfgang Steinberg gehört. Dieser war beim Termin in Tönnishäuschen allerdings verhindert. Die Veranstaltung kam sehr gut an; alle Beteiligten wurden mit viel Applaus bedacht.
Willi Wienker, Vorsitzender des Fördervereins „Kulturgut Samson“, bedankte sich im Namen seiner Mitstreiter für den unterhaltsamen Vormittag mit dem musikalisch-lyrischen Trio, der in einem lockeren Frühschoppen mündete. Neben der bereits bestehenden Kooperation mit dem „Ahlener Kulturkeller“ dienten Veranstaltungen wie diese dazu, das historische Haus im kleinsten Ahlener Ortsteil wieder einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Viele Ideen entstünden bei den Klönabenden, zu denen der Verein an jedem ersten Montag im Monat ab 18 Uhr einlädt. Das nächste Mal am 7. August.
Bilder&Text:Christian Wolff / WN