historie

Der Ausklang

Ende der Siebzigerjahre wurde Walter Grundschöttel Pächter der Wirtschaft und der Anlagen. In den Achtzigerjahren versuchten es Pius von Beverförde und Reinhold Zurmühlen mit einem „Feinschmecke-Rrestaurant“, bis sich das Team 1988 trennte. Die fast 200-jährige Kontinuität, mit der die „Alte Schänke Samson“ von nur einer Pächterfamilie betrieben wurde, ist sicher nicht wiederholbar. Aber durch das Köche-Gespann hatte sich das Traditionslokal in Tönnishäuschen wieder einen guten Ruf erworben, der weit in die Umgebung ausstrahlte. Leider musste das Team krankheitsbedingt aufhören. Die Nachfolger konnten die Erwartungen nicht erfüllen und verließen 1991 die Kapellengemeinde. Ein einjähriger Leerstand folgte. Für April 1992 hatte zwar ein jugoslawisches Ehepaar Interesse an dem Objekt gezeigt, sprang jedoch bald wieder ab. Da die Schänke aber seit Jahrzehnten Schauplatz des dörflichen Schützenfestes war, feierte St.-Antonius-Bruderschaft nach Einwilligung der gräflichen Eigentümerfamilie von Haus Vorhelm auch ohne Wirt rund um die Gaststätte. Die Jungschützen hatten dafür sogar den Biergarten in Schuss gebracht. Die Beköstigung erfolgte im Zelt und unter der Remise statt in Saal und Schankraum.
Großes Aufatmen herrschte, als die „Ahlener Volkszeitung“ im September 1992 vermeldete: „Der Leerstand endet – Neue Wirte für die ,Alte Schänke‘ gefunden“. Es handelte sich um Claudia Beste und Thomas Staretschek, zwei gelernte Köche aus Westfalen. Im November 1992 eröffneten sie den Traditionsbetrieb unter dem Namen „Landgasthof Tönnishäuschen“ wieder und bescherten ihm eine neue Blütezeit.
Das Paar setzte eigene Akzente, veranstaltete kulinarische Themenwochen und bot den örtlichen Vereinen endlich wieder ein festes Domizil. Ihnen gelang dabei der schwierige Spagat, ein modernes Restaurant mit zeitgemäßen Angeboten zu etablieren, ohne gleichzeitig den rustikalen Charme der alten Dorfkneipe aufzugeben.
Es hätte so weitergehen können. Als aber Claudia Bestes Kompagnon im „verflixten siebten Jahr“ überraschend eine neue Perspektive suchte, musste Claudia Beste das große Objekt allein weiterführen. Keine leichte Aufgabe, doch es gelang ihr immerhin drei volle Jahre. Am Ende musste sie kapitulieren. Das war im Juni 2002, unmittelbar nach dem Schützenfest. Kurz darauf war ein Event-Lokal im Gespräch, das sowohl reguläre Kneipe als auch Anlaufpunkt für Dörfler und Fernfahrer sein wollte. Doch die Finanzierung scheiterte ungeahnt, als erste Renovierungsmaßnahmen bereits angelaufen waren. Schon im November desselben Jahres übernahm eine Familie Lindemann aus Sachsen die Schänke. Doch ihr Konzept stand im krassen Gegensatz zur hochwertigen Küche ihrer Vorgänger, so dass der Besuch schnell ausblieb. Nach nicht mal einem Jahr war wieder Schluss. Von 2004 bis 2007 wagte der Tönnishäuschener Party-Service Struckholt eine alternative Idee: Sie pachtete den Gasthof, den Interessierte fortan für Veranstaltungen mieten konnten. Zusätzlich gab es regelmäßige Kneipenabende. Doch sie verlängerten den Vertrag nicht.[15]

Seitdem ist das historische Gasthaus in einen Dornröschenschlaf gefallen. Nur eines Tages, es war am Samstag, dem 29. Juni 2013, da kam ein Prinz und küßte Dornröschen wach, für einen einzigen, aber wunderschönen Tag. Allerdings mußte der Prinz erst „durch die dicke Dornenhecke“, das heißt, viele fleißige Tönnishäuschener standen dem „Prinzen“ bei und weckten das eingeschlafene Gasthaus mit vereinte Kräften für einen Tag zum Leben. So konnte am besagten Tag der „Prinz“, alias Christian Wolff, seinen runden Geburtstag mit zahlreichen Gästen nachfeiern. Von allen Seiten hörte man: „Was wäre das doch schön, wenn in dieses alte Gasthaus wieder Leben käme!“ Es brauchte nur fähige, mutige und finanzkräftige Unterstützung, um das historische Gasthaus von 1545 für die Nachwelt zu erhalten. Und genau dafür hat sich ein Kreis von Förderern zusammengefunden, die das geschichtsträchtige Objekt nicht einfach aufgeben wollen.
[15] Derselbe ebenda S. 162-166 und mündlich

Hermann Honermann hat die Ergebnisse seiner umfangreichen Recherchen in Worte gefasst. Angaben zur neueren Geschichte ergänzte Christian Wolff.