historie

Der hl. Antonius, die Post und die Pferde

Als im 19. und frühen 20. Jahrhundert in der St.-Antonius-Kapelle noch die Antoniusoktav – 13. bis 20. Juni – gefeiert wurde, zog Tönnishäuschen die Massen an. Sie pilgerten zum heiligen Antonius. Zeitweise kamen bis zu 4000 Pilger aus der ganzen Umgebung. Dies verschaffte der Alten Schänke Samson nicht nur üppige Einnahmen, sondern auch entsprechende Arbeiten. Gastwirt Samson musste nämlich auch für die äußere Dekoration der Kapelle sorgen.
Im September 1840 wurde außerdem im Gasthaus eine „Briefsammlung“ eingerichtet, ebenfalls betreut vom dortigen Gastwirt. Diese Poststelle galt sogar für ganz Vorhelm. Von da an gab es täglich eine fahrende Post mit einspännigem Pferdefuhrwerk zwischen Warendorf, Hoetmar, Tönnishäuschen, Ahlen und Hamm. Ein sechssitziger Postwagen befuhr regelmäßig die Strecke Drensteinfurt, Sendenhorst, Tönnishäuschen. Von der „Königlich Preußischen Post“ wurde Samson beauftragt, in Vorhelm und Enniger die Briefe zuzustellen, bis er im Jahr 1848 durch einen Landboten abgelöst wurde. Lange Zeit befand sich die Poststelle zusammen mit der Privatwohnung Samsons in einem Anbau. Hier wurde auch der erste öffentliche Fernsprechapparat der Kapellengemeinde installiert.

Speise- und Festsaal

Der Anbau wurde um das Jahr 1970 zu einem Speise- und Festsaal umgebaut, während der alte Saal eine Trennwand erhielt und dem benachbarten Schankraum zugesprochen wurde. Die Post zog in einen kleineren Raum um, bis sie am30. September 1971 ganz geschlossen wurde. An diesem Tag waren die Sonderstempel, die Ferdinand Samson ausgab, bei Sammlern besonders begehrt. Rund 130 Jahre lang war die Schänke Samson zugleich Poststation gewesen.

Nicht nur eine Poststation wurde von Samson betrieben, sondern seit 1833 auch eine Deckstation des Landgestüts für Pferde, und zwar im rechten Flügel des Gebäudes. Es ging vor allem um die Züchtung von Pferden für den militärischen Dienst. 1833 wurden 63 Hengste („Beschäler“) aufgeführt, im Jahr 1841 schon 82 und im Jahr 1949 sogar 376. Im Jahr 1936 hatte Samson in einer Ecke der Pferdescheune eigens eine Wärterstube eingerichtet – mit Kaminofen für kalte Tage. Noch im Jahr 1969 war der Gasthof Schauplatz einer große Stutenschau mit Tieren aus der ganzen Umgebung. Die Ställe sind noch heute vorhanden und ein altes Schild an der Stalltür mit den „Deckzeiten“ erinnert an die Ära der Deckstation. Ob sich jemand findet, der hier eine neue Nutzung voranbringt?
Übrigens fanden an diesem zentralen Ort auch Viehmärkte statt, belegt für die Jahre 1897 bis 1924. Ebenso wurden die großen Feste der um 1930 gegründeten St.-Antonius-Schützenbruderschaft in weitgehend im und am Gasthaus gefeiert. Kurz und bündig: Bei Samson war immer allerhand los. Die Alte Schänke war über Jahrhunderte Mittelpunkt der Vorhelmer Bauerschaft Isendorf, dem heutigen Tönnishäuschen.