historie

Die Kirche zu Vorhelm kaufte bei entsprechenden Anlässen wie Prozessionen oder Vorhelmer Send das Bier bei Vagedes, also Torcksches Bier. Das hat offensichtlich damit zu tun, daß die Kirche in Vorhelm eine Eigenkirche des Hauses Vorhelm war.
Ab 1684 war Haus Vorhelm verwaist, die Eltern Torck waren gestorben und die Kinder waren noch nicht volljährig. In diesem Jahr wurde das Haus Vorhelm einschließlich Brauerei an Vagedes verpachtet. Ebenfalls 1684 hatte Haus Vorhelm das Ennigersche Gasthaus, die inzwischen geschwächte Konkurrenz von nebenan, gekauft. 1697 wurde Vagedes als Rentmeister abgelöst, blieb aber Rezeptor. Noch 1702 lebte er in Torcks Kotten.

Wirt Dietherich Voß 1702-1753

Um das Jahr 1702 wurde Vagedes vom Dietherich Voß abgelöst. Er war Koch und Wirt. 1702 heiratete er eine Frau mit dem spanisch klingenden Namen Helena Garsia. Torck versprach ihnen eine jährlich Zusteuer an Brandholz, wenn sie „den bierzapfen“ fleißig fortsetzen. Das „fusel brennen“ war ihnen nur bis auf Widerruf („ad interim“) gestattet, weil darüber nichts im Pachtvertrag stand.
1740 starb seine Frau. Anderthalb Jahre später heiratete er mit 75 Jahren die 25jährige (!) Anna Elisabeth Burholt.
Aus den Rechnungen der Brauerei am Haus Vorhelm geht hervor, daß Dietherich Voß dort von Anfang März 1739 bis Ende Oktober 1740 – 145 Tonnen Bier gekauft hatte. Im Rechnungsjahr 1741/42 waren es 74 Tonnen. Das spricht für eine gutgehende Schänke.
Nachdem schon in den Jahren 1730-36 größere Reparaturen am Wirtshaus vorgenommen worden waren, wurde es schließlich im Jahr 1749 durch Adolph Heidenreich Freiherrn Droste zu Vischering völlig neu errichtet wurde. Dieser Bau dürfte noch Kernbestand der heute vorhandenen Gebäude sein. Weil Dietherich Voß während des Neubaus den Ausschank einstellen und notdürftig im „vordersten Stall“ wohnen mußte, reduzierte der Freiherr für diese Zeit die Pacht von 18 auf 5 Taler.

Die Wirte Bergmann, Thuer und Bödecker

1753 starb Dietherich Voß. Seine junge zweite Frau heiratete noch im selben Jahr den Johann Caspar Hermann Bergmann, der aber nur kurze Zeit Pächter war. Es war die Zeit des Siebenjährigen Krieges. Nach diesem Krieg, spätesten 1765, folgte als Wirt Matthias Thuer. Er war zugleich Jäger des Hauses Vorhelm. Danach soll noch Bödicker Wirt gewesen sein. Dieser war mit Samson verwandt, einer Familie, die durch mehrere Generationen den Wirt stellte.

Die Ära Samson

Ab 1792 folgte die Wirtefamilie Samson.[13] Diese führte das Gasthaus durch mehrere Generationen erfolgreich weiter, das später den Namen „Alte Schänke Samson“ trug.
Erster Wirt dieses Namens war Anton Samson. Er stammte aus Enniger vom dortigen Gasthof „Zum Lamm“. Seine Frau war eine Förstertochter. Sohn Bernhard wurde Brandweinbrenner. 1845 starben innerhalb eins Vierteljahres sowohl Anton Samson als auch seine Frau.Nächster Pächter und Wirt wurde Sohn Adolf, seit 1851 verheiratet mit Maria Anna Kellinghof. Adolf starb am 31.3.1869. Die Witwe heiratete am 24.November desselben Jahres in zweiter Ehe Theodor Köching aus Dülmen, den Sohn eines Holzschuhmachers. Solche schnellen Wiederverheiratungen entsprachen dem damaligen Sozialsystem und waren gang und gäbe.
Auch Köching wurde Wirt und unterbrach für kurze Zeit den Namen Samson. Seine Frau starb 1899, er selbst 1903. Die Ehe war ohne Kinder.
[13] Ausführlicher ist die jüngere Geschichte dieses Gasthauses dargestellt in Honermann/Wolff, Tönnishäuschen, Kapelle und Bauerschaft in Vorhelm ab Seite 140 durch Christian Wolff

So wurde Köchings Stiefsohn Ferdinand Samson neuer Pächter, ein Sohn des Adolf. Er hatte 1889 Maria Frölich geheiratet, eine Tochter des Försters vom Haus Neuengraben zu Enniger. Es dürfte dem Leser aufgefallen sein, daß Beziehungen zwischen Wirten, Jägern und Förstern in jener Zeit nicht selten waren.1923 war die Frau, 1931 der Mann, Gastwirt Ferdinand Samson gestorben. Neuer Wirt wurde Sohn Fritz, der 1932 Auguste Lindfeld aus Ottmarsbocholt heiratete. Deren Nachfolger wurde Sohn Ferdinand Samson mit Ehefrau Regine Schulte, die letzten in der Reihe der Samsons.
Zum Anwesen, das die Samsons von Haus Vorhelm pachteten, gehörten neben dem Gasthaus selbst mehrere Stallungen, ein großer und ein kleiner Garten und etwas Ackerland. Noch immer wurde die Schänke mit Bier vom Haus Vorhelm beliefert. Im Pachtvertrag von 1807 heißt es:

„Dem Pächter soll nicht erlaubt seyn, anderes Bier zu verzapfen und zu verkaufen, als das ihm vom Hause Vorhelm in Tonnen zugeschickt wird, und zwar gegen Bezahlung jeder Tonne, je nachdem die Gerste hoch oder niedrig im Preis ist“.

Christian Wolff weist darauf hin, daß im Bereich der heute noch vorhandenen Theke eine offene Feuerstelle war und vermutet, daß der Schankraum einst eine Tenne war. Die hinter dem Schankraum liegende Bogentür stamme nach Feststellung von Mitarbeitern des Denkmalamtes aus dem 15. Jahrhundert.[14]
In einem Fachwerkgebäude, das 1851 errichtet worden war, befanden sich Brau und Brennereieinrichtungen. Seit Beginn des 20. Jahrhundert wurde das Bier nicht mehr vom Haus Vorhelm geliefert. Samson durfte selbst brauen. Bis 1903 gab es auch eine Kegelbahn. Nebenbei wurde auch Landwirtschaft betrieben.
[14] Honermann/Wolff, Tönnishäuschen, S. 145f. Sollte hier das 16. Jh. gemeint sein? Denn Torcks Kotten ist nachweislich erst 1545 errichtet worden. Sonst müßte es ein Rest des Ennigerschen Gasthauses sein.