historie

Torcks Kotten um 1695

Die ersten Wirte: Die Mägde, Johannes Voß, Johannes Luers

Als das Ennigersche Gasthaus bereits lange existierte, kam, wie schon beschrieben, 1545 das Torcksche hinzu. Was die Benennung dieser beiden Gasthäuser betrifft, so muß man davon ausgehen, daß die Bezeichnung „Wirtshaus am Tönnishäuschen“ immer für das Ennigersche Gasthaus galt, weil es bereits vor dem anderen existierte und der Name sich fest eingebürgert hatte.
Das Torcksche Gasthaus nebenan nannte man „Torcks Kotten“ oder ähnlich. In jüngerer Zeit ist es vor allem als „Alte Schänke Samson“ bekanntgeworden.
Die Namen der ersten Wirte erfahren wir durch Aussagen des Zeugen Bartholomäus Sehlige[12] im Jahr 1605 im bereits zitierten Prozeß. Er und seine Vorfahren waren die Bierkutscher des Hauses Vorhelm. Sie haben von Anfang an das Bier der Torckschen Brauerei zur Dorfschenke und zum Torcks Kotten gebracht, mußten also die Wirte wohl kennen.Zeuge Sehlige sagte, daß die erste Einwohnerin eine Magd namens Gertrud gewesen sei, die zuvor 12 oder mehr Jahre im Dienst des Drosten zu Wolbeck gestanden habe. Dietherich Torck habe dann eine andere Magd hinzugefügt und habe es beiden zur Aufgabe gemacht, dort nur das auf Haus Vorhelm gebraute Bier zu verkaufen. Das müßte ab 1545 gewesen sein.
Anders dagegen Zeuge Arnold Schenking, der Wirt im Dorf. Wahrscheinlich hat er die Frauen einfach nicht als Wirte gezählt. Er erinnerte sich, daß der erste Wirt und Einwohner Johannes Voß gewesen sei, dann Johannes Luers (alias Loiers), dann der jetzige, Diethrich Nagel. Zeuge Peter Wrenger aus Enniger wußte zusätzlich, daß der erste Wirt Voß ein Bastard der Ritter Voß zu Enniger gewesen sei. Dieser habe teils selbst gebraut, teils das Bier vom Haus Vorhelm geholt. Mehr erfahren wir nicht über die ersten Wirte.

Wirt Dietherich Nagel

Nach Voß und Luers folgte Dietherich Nagel. Er wurde um 1535 geboren als Sohn einer unehelichen Torckstochter. Er war freien Standes und schon 1556 Torcks Diener. Als Rotger Torck 1574 mit seiner Familie nach Asbeck verzog, übertrug dieser dem Dietherich Nagel die Verwaltung des Hauses Vorhelm und bat ihn auch, dort Bier zu brauen. Als aber 1580 Bischof Johann Wilhelm von Kleve die Zahlung der Akzisen (Brausteuer) auch vom Haus Vorhelm befohlen hatte, bat Rotger Torck seinen Diener Nagel, nicht weiter zu brauen.
Dieser hat dann auch 25 Jahre pausiert, bis Rotger Torcks Sohn Johann Asbeck Torck um 1600 nach Vorhelm zurückkehrte und wieder brauen ließ.Gemäß bischöflicher Anordnung machten sich die Amtmänner von Wolbeck daran, auch von Torcks Wirten die Akzisen einzutreiben. Diese aber hatten von Johann Asbeck Torck die Anweisung, nicht zu zahlen. So wurde etwa 1602 Dietherich Nagel wegen nichtgezahlter Akzisen gepfändet. Es war eine schmerzliche und wirksame Pfändung: Als Pfand wurden ihm die Gewänder seiner Frau Else abgenommen. Dann hat er doch lieber gezahlt, auch für 1603.
Dietherich Nagel war ein angesehener Mann und nahm wichtige Aufgaben wahr. Er wohnte mit seiner Familie zeitweise mal in Torcks Kotten und mal auf dem Haus Vorhelm. Als Johann Asbeck Torck nach Vorhelm zurückgekehrt war, übergab Nagel 1601 den Kotten am Tönnishäuschen und Haus und Hof in Ahlen an der Nordstraße samt Inventar wieder in dessen Hand.Spätestens ab 1584 muß Nagel das Wirtshaus übernommen haben, denn da heißt es:

„Torcks kotte woerdt bewohndt van Dirich Nagel“ und 1589 „Dirich Torck ahm Tonieshäuschen“.

In den Akzisenrechnungen des Amtes Wolbeck ist für 1602 und 1603 vermerkt, daß Diederich Nagel 18 und 24 Tonnen Bier gezapft habe. Das war nicht viel. Später, 1608 bei einer Zeugenaussage, erinnerte sich Nagel daran, daß zu seiner Zeit Schenking im Dorf und Eickenbrock am Tönnishäuschen das meiste Bier ausgeschenkt hätten. Das Ennigersche Wirtshaus nebenan war eindeutig noch das stärkere.

Wirt Caspar Vagedes

Geboren wurde er etwa 1616. Seit circa 1657 lebte er in Vorhelm. Er war Fürstmünsterischer Rezeptor, das heißt, er mußte im Kirchspiel Vorhelm die Steuern einnehmen. Ferner war er Rentmeister des Hauses Vorhelm, alles in allem wohl ein einflußreicher Mann.
Im Personenregister von 1665 heißt es „Caspar Vagedes, des Tonniesheusekens huerlinck, so vom Haus Vorhelm zu zeiten bier auszapft“. Er erscheint hier eher als Gelegenheitswirt.
In seinem Kotten wohnte er mit seiner Frau Maria Wiesman, fünf Kindern und drei Mägden, die eigentlich noch im Kindesalter waren. Er braute gutes Bier.
Weil Torck sich weiter weigerte, als Adeliger die Akzisen, die Biersteuer zu zahlen, wurde auch Vagedes belangt. Ihm wurden wiederholt Kühe gepfändet. 1684 bekam er die Weisung, die Akzisen doch zu zahlen.
[12] Vom Hof Selige, heute Marpert, Münsterstraße