historie

 Wirt Bonifacius Schomaker

Um 1592 starb Melchior Torck. Seine Witwe heiratete Bonifacius Schomaker, der von nun an braute und zapfte, ebenfalls als Pächter der Kirche zu Enniger. 1593 waren es 38 Tonnen, 1594 und 1595 keine einzige, 1596 noch einmal 22 Tonnen, in den Jahren 1597-99 wiederum keine einzige.Dazu vermerkt Anton Schulte[8], daß damals in den Kirchspielen Walstedde und Vorhelm kaum gezapft worden sei, und zwar wegen der schlechten Zeit, wegen Krieg und Krankheit. Spanische und Niederländische Truppen plünderten das Münsterland. Anton Schulte zitiert:

„Zu wissen, dweill in verfloßenem jahr die… einlagerungh der koniglichen Hispanischen kreigßleutte gahr langh gethaurett, wie imgleichen die abschewlichen kranckheiten der pest und bloidtflusses so geschwinde in ernennten beiden kerspelen eingefallen unnd grassirt, daß nicht viele gesunder heußer daselbst verplieben… und daß auch daß Oesterische kreigßvolck die leutte der endts gantz verdorben, in diesem jahr nicht viele gebrouwen worden“.[9]

Das Wirtshaus an der Kreuzung zweier wichtiger Handelswege war zwar in friedlichen Zeiten ein wahre Goldgrube, in Kriegszeiten aber eine leichte Beute der vielen durchziehenden Soldaten. Wahrscheinlich war das 35 Jahre vorher ähnlich, als Eickenbrock noch Wirt war und als im Sommer 1563 Erich von Braunschweig mit einem großen Heer die Gegend von Ahlen, Warendorf und Beckum fürchterlich heimsuchte mit Raub und Brandschatzung.[10] Vom Tönnishäuschen führten die Wege ja direkt nach Warendorf, Beckum und Ahlen. 1600 wurden wieder 18 Tonnen gezapft, aber dann versiegte wieder der Zapfen, während sein Nachbar und Konkurrent noch einige Tonnen ausschenken konnte. Erst 1606 ging es bei Schomaker weiter: 1606 – 20 Tonnen, 1615 – 54 und 1617 – 49. Hatte die Kirche zu Enniger die Befürchtung, daß sein Pächter der Konkurrenz nebenan nicht genug entgegensetzte?
Jedenfalls kam es zwischen Verpächter und Pächter zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung: 1604 wurde Schomaker vor dem Münsterischen Weltlichen Gericht angeklagt, weil er angeblich seinen Pflichten als Pächter nicht nachkam. Er sei Abgaben schuldig geblieben. Das Gericht verurteilte ihn 1617 zu verschiedenen Zahlungen. Außerdem wurde ihm auferlegt, das Haus in einem guten Zustand zu erhalten und den alten Vater zu versorgen. Auch wurde die Pachtzeit begrenzt und von ihm eine höhere Pacht gefordert.
Schomaker erhob Einspruch, erreichte aber offensichtlich nichts.Dann ging der Wirt in Revision an das Kaiserliche Reichskammergericht. Die Beschwerden Schomakers wurden von seinem Anwalt Dr. Herman Kramer am 20.3.1618 niedergeschrieben und dabei einige Fakten festgehalten, die für die Geschichte des Wirtshauses aufschlußreich sind und deshalb hier gekürzt und frei wiedergegeben werden:

Bonifacius Schomaker und seine Frau haben 1592 Haus, Garten und alles Zubehör auf Lebenszeit zur Pacht bekommen und 70 Taler Gewinngeld gezahlt.

Nach dem Tod seiner Frau hat Schomaker ein andere Frau geheiratet. Die Pachtbedingungen aber blieben unverändert, bis dem Schomaker 1604 widerrechtlich aufgedrängt worden war, nach neun Jahren ein „Sicherheitsgeld“ und jährlich zehn Taler Pacht zu zahlen.So versuchte die Verpächterin, Schomaker aus seinem rechtmäßigen Pachtverhältnis herauszudrängen und hat Haus, Garten und alles Zubehör einem Henrich Sistendorf und dessen Frau zur Pacht versprochen.
Daraufhin ist, mit Einwilligung der Verpächterin, Henrich Sistendorf mit seiner Frau in das Haus von Schomaker eingedrungen und bis jetzt gewaltsam dort verblieben und hat auch die Ländereien dort an sich gerissen. Nur den Garten hat er dem Schomaker gelassen, woraus er sich, seine Frau und seine Kinder nur kümmerlich ernähren kann.
Schomakers Anwalt bat das Reichskammergericht um Aufhebung des Urteils, hatte aber offensichtlich keinen Erfolg, wie sich aus dem Folgenden ergibt.
[8] Nachlaß Anton Schulte im Kreisarchiv Warendorf unter Vorhelm 778
[9] Nach Schulte: Landesarchiv Münster, Fürstentum Münster, Wolbecker Amtsrechnungen Nr. 46, Bl. 254r
[10] Julius Schwieters, Geschichtliche Nachrichten über den westl. Teil des Kreises Lüdinghausen, S. 392