„Der richtige Ort für eine Postsammlung“

Landgasthaus Samson

Winfried Michalski unterstützt museale Planungen im „Kulturgut Samson“

Tönnishäuschen. 173 Jahre sind vergangen, seit die letzte Postkutsche durch das Tor der Alten Schänke Samson gerollt ist. Vor 50 Jahren schloss dann auch die hauseigene Poststation für immer ihre Pforten, auch wenn der Briefkasten noch 21 weitere Jahre an der Fassade hängen blieb. Was bis heute überdauert hat, sind zahlreiche Relikte und Dokumente aus einer Zeit, als Brief und Siegel jenen Stellenwert hatten, den heute Computer und Mobiltelefone bei der Kommunikation von Mensch zu Mensch einnehmen. Aus einem Leinenbeutel holt Winfried Michalski ein Posthorn hervor, dessen Umriss im Logo der Deutschen Post noch immer vertreten ist. Auf dem Tisch vor ihm steht bereits eine originale Briefkiste mit Metallbeschlägen.

„Viele Objekte habe ich aus Müllcontainern gerettet“, sagt der Postexperte, der selbst früher bei der Deutschen Bundespost gearbeitet hat und sich seit Jahrzehnten für alles interessiert, was mit dem „gelben Riesen“ in Zusammenhang steht.

Die Idee des Fördervereins „Kulturgut Samson“, einen Raum neben der ehemaligen Außenstelle des Westfälischen Landgestüts zu einem kleinen Museum umzuwandeln, stieß bei Michalski sofort auf offene Ohren. Seine bestehende Postsammlung gehöre zwar der Stadt Ahlen, aber sie sei seit vielen Jahren eingelagert.

„Was bislang fehlte, war ein dauerhafter Ausstellungsort“, so Michalski. „Da das Haus Samson
über lange Zeit ein Zentrum der lokalen Postgeschichte war, wäre hier die passende Bleibe dafür.“
Er könne sich vorstellen, dass ein Vertrag über eine Dauerleihgabe geschlossen werden kann und will sich bei der Verwaltung dafür stark machen. 

Für den „Kulturgut“-Vorsitzenden Willi Wienker eine Entwicklung von besonderem Wert.
„Wir wollen auch diesen Teil der Gebäudegeschichte sicht- und erlebbar machen“, erklärt er. Schließlich habe Gloria von Thurn und Taxis im Jahr 2018 bewusst die Schirmherrschaft
für das Projekt zur Rettung und Wiederbelebung des Gebäudeensembles um den ehemaligen Landgasthof Tönnishäuschen übernommen, da ihre Familie bis heute sinnbildlich für die Entstehung der Posttradition in Deutschland steht.

„Die Fürstin hat bei unserem Besuch in Regensburg anklingen lassen, gerne
einmal nach Westfalen kommen zu wollen“, so Wienker.
„Wir sprechen Gloria von Thurn und Taxis wie versprochen eine Einladung aus, um ihr nicht nur
das Gebäude selbst, sondern möglichst viele historische Details zeigen zu können.“
Dazu gehören auch Anekdoten über die „alten Samsons“. Zum Beispiel jene über
den Gastwirt, der zwischen 1840 und 1849 als Postchef tätig war. Er konnte es nämlich nicht leiden, wenn man ihn zur Eile antrieb.
Wurden Briefe bei ihm mit „cito“ (eilig) oder „citissime“ (eilt sehr)
aufgegeben, so war seine gute Laune dahin.

Ärgerlich soll er dann ausgerufen haben:
„Cito bliff liggen. Citissime geiht gar nich aff!“

So blieben diese Briefe bis zum nächsten Postabgang in der Schublade.
Wer ihn kannte, ließ den Zusatz einfach weg, erzählen alte Tönnishäuschener.

Text und Bild: Christian Wolff