Die CDU Ahlen – Ortsunion Vorhelm informierte sich Anfang des Jahres über den Landgasthof in Tönnishäuschen und hat dazu zwei Vorstandsmitglieder des Fördervereins „Kulturgut Samson“ befragt.
Hier das Interview:
CDU: Der ehemalige Landgasthof in Tönnishäuschen, die „Alte Schänke Samson“, war An-fang Juni 2016 Treffpunkt für den traditionellen Schnadegang der umliegenden Heimatvereine. Auch das Sommerbiwak der CDU Vorhelm fand dort statt. Alle Gäste waren begeistert vom Ambiente im Gasthaus und von der eindrucksvollen Kulisse vor dem Gebäude. Wie haben Sie es geschafft, die Alte Schänke aus ihrem „Dornröschenschlaf“ zu erwecken?
Wolff: Das war ein Prozess, der über mehrere Jahre dauerte und bei dem ganz schön dicke Bretter gebohrt werden mussten. Zwischen 2008 und 2013 versuchte die Eigentümerfamilie vergeblich, das Objekt neu zu verpachten. 2013 haben wir die damals arg verstaubten Räume für eine erste private Geburtstagsfeier reaktiviert. Daraus bildete sich ein Initiativkreis, der den historischen Charme und die fast vergessenen Potenziale dieses einstigen gesellschaftlichen Zentrums erkannte. Und es war für viele eine Wohltat, hinter den sonst verschlossenen Fens-tern wieder Licht erstrahlen zu sehen. Auf unsere Vermittlung wurde 2014 ein interessierter Pächter gefunden, der Unterstützung leisten wollte, um zumindest die Gasträume punktuell als Ort für Feste wiederzueröffnen. Doch dieses Vorhaben stieß bei einem ersten Infoabend auf deutliche Skepsis bei den Nachbarn, weil das Konzept nicht das Gesamtensemble mit seinen bestehenden Strukturen einbezog und wohl zu wenig in die Zukunft blicken ließ. Also be-schlossen wir, die Sache selbst in die Hand zu nehmen!
CDU: Die „Alte Schänke Samson“ war lange Zeit der Mittelpunkt von Tönnishäuschen und aufgrund ihrer Lage auch im ganzen Umland bekannt. Keine Frage: Dieses historische Ge-bäude-Ensemble muss erhalten und mit neuem Leben erfüllt werden. Aber ist der finanzielle Aufwand dafür nicht zu groß?
Wienker: Ein Privatmann könnte dieses Projekt mit Sicherheit nicht stemmen. Und auch wir wollen uns nicht verschulden. Deswegen haben wir die Rettung der Anlage auf das Funda-ment eines eigenen Vereins gestellt, der neben Mitgliedsbeiträgen sowie ehrenamtlicher Kraft auch Fördermittel entgegennehmen darf. Da wir vom Finanzamt inzwischen als „gemein-nützig“ anerkannt worden sind, dürfen wir Spendenquittungen ausstellen, was für viele Unter-stützer steuerlich interessant sein dürfte. Erinnern wir uns: Der Heimatverein Vorhelm hat für den Kauf der Alten Mühle innerhalb von nur 14 Tagen rund 30 000 Euro nur durch Spenden aufbringen können. Und auch wir registrieren seit unserer Gründungsversammlung einen ungeahnten Rückhalt und großes Interesse aus ganz unterschiedlichen Richtungen. Das beweist uns doch, was möglich ist. Die „Warendorfer Altstadtfreunde“, die in der Kreisstadt schon mehr als 40 Gebäude erworben und saniert haben, stehen beratend zur Seite und gaben uns einen ganz wichtigen Rat: „Haben Sie keine Angst vor den Kosten!“
CDU: Der neue Förderverein „Kulturgut Samson“ dürfte der Schlüssel zum Erfolg sein. Der Verein hat ja den Zweck, die erforderlichen Mittel für die Sanierung und den Erwerb der Gebäude zu beschaffen. Wie kann man Mitglied in diesem Verein werden?
Wienker: Wie in jedem anderen Verein. Es gibt Beitrittserklärungen bei den Vorstandsmit-gliedern. Man kann entweder den Mindestbeitrag von 50 Euro pro Jahr leisten oder auch mehr beisteuern. Wir legen entsprechende Formulare bei unseren Veranstaltungen aus und bieten sie demnächst auf unserer eigenen Internetseite, die gerade entsteht, zum Herunterladen an.
CDU: Historisch betrachtet waren in den alten Gebäuden ein Gasthaus, eine Poststelle und eine Pferdedeckstation untergebracht. Diese drei Nutzungsarten sollen in Form von Dauer-ausstellungen sicht- und erlebbar gemacht werden. Wer könnte dafür das altertümliche Equipment zur Verfügung stellen?
Wolff: Auch da kann jeder mithelfen. Durch die ersten Presseberichte haben wir schon eine alte Postwaage aus Samsons Zeiten zurückerhalten. Und glücklicherweise sind viele Dinge im Bestand noch vorhanden. So sind die Räume der Landgestüts-Außenstelle seit Jahrzehnten nahezu unverändert geblieben, der Fachwerkgiebel im Garten mit seinem herrlichen Altbaum-bestand bietet ein beispielloses Kleinod neben der St.-Antonius-Kapelle. Wo es nötig ist, soll langfristig der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt werden. Wir arbeiten eng mit dem Hei-matverein Vorhelm zusammen, der ja bereits ein Archiv für Karten, Bilder und Dokumente in der Alten Mühle eingerichtet hat. Häufig werden dem Verein jedoch Nachlass-Spenden ange-boten, die in der Mühle keinen Platz finden. Zum Beispiel ein alter Webstuhl oder ein rund 130 Jahre alter Fahnenschrank. Solche Dinge sind zu schade, um auf einem Dachboden oder im schlimmsten Fall im Container zu landen. Sie können im „Kulturgut Samson“ einen neuen Platz finden. Das Ambiente, und damit meinen wir nicht allein die Gaststätte, bietet dann den einmaligen Rahmen für Konzerte, Lesungen, temporäre Ausstellungen und Aktionen in Zu-sammenarbeit mit den bestehenden Vereinen und Verbänden. Nicht zu vergessen sind die Oldtimerfreunde aus Bad Laer, die sich gerne einbinden wollen und sogar zu unserer Grün-dungsversammlung anwesend waren.
CDU: Dürfen wir einen Blick in die Zukunft riskieren? In wenigen Jahren ist der Verein „Kultur-gut Samson“ stolzer Eigentümer einer Immobilie, die weit über die Kapellengemeinde hinaus bekannt ist. Es finden dort interessante Kultur-, Brauchtums- und Bildungsveranstaltungen statt…
Wolff: Pastor Hermann Honermann hat es schon treffend beschrieben: „Träume sind die Saat der guten Taten.“ Man muss solche Träume haben, um etwas bewegen zu können. Wenn man sie kaputtredet, bewegt sich nichts und wir müssen uns hinterher fragen lassen: Warum habt Ihr es nicht versucht? Erstes und wichtigstes Ziel ist der Erwerb der gesamten Anlage. Um das umzusetzen, werden wir sicher einige Zeit brauchen. Aber auf dem Weg dorthin können wir schon viel bewegen. Was die Zukunft angeht, sind wir guter Dinge, weil unser Konzept breitgefächert ist und eigentlich alle Seiten davon profitieren.
CDU: Wir bedanken uns herzlich für das Interview und wünschen Ihnen viel Glück und Erfolg.
Wer die Rettung und Wiederbelebung des historischen Gebäudeen-sembles unterstützen möchte, kann unter folgender Bankverbindung spenden: „Kulturgut Samson“ e.V. – IBAN DE 56 400 501 50 0136406659 -BIC: WELADED1MST – Sparkasse Münsterland-Ost. |
Das Interview in pdf Format zum Download.